Schule der türkischen Republik

In Istanbul bestanden zu der Zeit nicht weniger als 50 katholische Schulen. In seltener Einigkeit beschlossen sie, die Aufforderung zu ignorieren - und sie wurden konsequent geschlossen. Allerdings besann man sich in St. Georg der gestellten Aufgabe - unter Johann Kajdi zuerst und ab 1925 unter dessen Nachfolger Dr. Franz Hillinger und fand Wege, den Unterricht unter den neuen Vorzeichen wieder aufzunehmen. Lediglich Schwester Anuntiata Bauer, die 32 Jahre hindurch die Mädchenschule geleitet hatte, konnte sich mit der neuen Situation nicht abfinden, resignierte und verließ die Türkei. Doch widerfuhr der Schule von seiten der neuen türkischen Regierung eine Unterstützung, mit der nicht von vornherein zu rechnen gewesen war:

Im Zuge der großen bildungspolitischen Anstrengungen des atatürkischen Landes entsandte die Regierung sieben ausgesuchte Pädagogen nach Österreich, damit diese dort das österreichische Bildungssystem studierten. Das österreichische Unterrichtsministerium arbeitete einen Plan aus, anhand dessen die türkischen Gäste das Bildungssystem kennenlernen konnten, und zwar in Theorie und Praxis. Von der türkischen Mission war nach deren Heimkehr zu vernehmen, daß der Studienaufenthalt erfolgreich gewesen sei, und es ist anzunehmen erlaubt, daß er sich auf den Bildungsalltag der jungen und mittlerweile etablierten Türkei vorteilhaft auswirkte.

Einer der nach Österreich entsandten Lehrer, Hayrullah Örs, avancierte nach seiner Heimkehr zum Präsidenten des Stadtschulrates von Istanbul, und von dort an erfreute sich St. Georg dessen wohlwollender Förderung. Dessen Frau Hüviyet B. Örs, die ebenfalls unter den ausgesuchten Pädagogen gewesen war, wurde, nachdem sie als Beamtin in den Ruhestand getreten war, Subdirektorin der Mädchenschule des Kollegs; in Herrn Feysi Selen fand auch die Knabenschule einen türkischen Subdirektor.

In der Zwischenzeit erwuchsen der Ersten österreichischen Republik namhafte Probleme: Inflation, Arbeitslosigkeit und ein wirtschaftlicher Niedergang ohnegleichen. Natürlich war auch für St. Georg keine Unterstützung mehr zu erhoffen.

1932 folgte Superior Leopold Dvorschak auf Dr. Franz Hillinger, die Mädchenschule bekam erst 1938 mit Schwester Adeline Postruschnik eine neue Oberin. Sie führten die Schulen in die schwierigen Jahre des Zweiten Weltkriegs: Denn die Türkei brach 1944 die Beziehungen mit dem Deutschen Reich ab, und Österreich war zu dieser Zeit ja ein Teil des Deutschen Reiches.