Sr. Berlinde verstorben

Begräbnis: Fr. 9. 12. 2016, 9.30 Uhr Graz - Gebetsgedenken: Do. 8.12., 18.00 Uhr Istanbul St. Georg (im Rahmen des Hochfestes Maria Empfängnis)

Schwester Berlinde Grebien wurde am 4. Mai 1944 in der Steiermark bei Eibiswald geboren. Sie wuchs mit ihren zwei Brüdern und drei Schwestern auf dem elterlichen Hof auf.

Als sie vor einigen Jahren ihren 50. Berufstag als Barmherzige Schwester feierte, wies sie darauf hin, dass sie ihre ausdauernde und robuste Natur zum Teil wohl dem langen und beschwerlichen Schulweg ihrer Kinderzeit zuzuschreiben habe. Nach der Hauptschule, die sie in Eibiswald besuchte, kam sie zu den Luisenvorschülerinnen nach Graz. Dort lernte sie die Barmherzigen Schwestern kennen und schloss sich 1960, einem Jubiläumsjahr der vinzentinischen Familie, dieser Gemeinschaft an. Sie wurde am 23. Dezember 1960 im Alter von etwas über 16 Jahren in Graz bei den Barmherzigen Schwestern aufgenommen. Nach der Seminarszeit und einem ersten Jahr in der Kinderinfektionsabteilung des Wilhelminenspitals in Wien besuchte sie dann von 1963 bis 1966 die Krankenpflegeschule am LKH Graz. Das bedeutete damals nicht nur Schule, sondern auch viele Stunden Krankendienst, ja sogar Nachtdienst in Stationen mit mehr als 100 Patienten. Am Christtag 1965 durfte sie zum ersten Mal ihre Gelübde als Barmherzige Schwester ablegen.

Im Gespräch mit dem Istanbuler Bischof Louis Pelâtre 

Ihre erste Arbeitsstelle als ausgebildete Krankenschwester war dann wieder die Kinderstation (Infektion) in Wien, wo sie fast 15 Jahre lang voll Eifer alle ihre Kräfte und ihr Wissen in der Pflege und Betreuung der meist schwer erkrankten Kinder einsetzte. Während dieser Zeit absolvierte sie auch die Ausbildung für leitendes Pflegepersonal.

Als ausgezeichnet qualifizierte Schwester wurde sie dann 1981 ins Landeskrankenhaus Mariazell als Oberin gesandt und trug so neben der Pflegedienstleitung auch die Verantwortung für die Schwesterngemeinschaft. Neben der Tätigkeit im Spital war ihr aber auch schon damals die aktive Beteiligung an der Pfarrarbeit ein großes Anliegen. Als die Barmherzigen Schwestern 10 Jahre später ihre Niederlassung am Wallfahrtsort schlossen, gab es viele Einsprüche der Bevölkerung, die auch mit der beliebten Oberin zu tun hatten. Sr. Berlinde war aber bereit, sich erneut einer ganz anderen Herausforderung zu stellen und ging mit einer zweiten Mitschwester in die Türkei zum Dienst im St. Georgs-Krankenhaus in Istanbul.

Fast 24 Jahre war sie in verschiedenen Bereichen, vor allem aber in der Verwaltung und Krankenhausleitung tätig. Viel Arbeiten war auch mit der großen Renovierungstätigkeit am St. Georgspital verbunden, das auch viele Nachtstunden an zusätzlicher Arbeit brachte. Wie schon zuvor in Mariazell gab es auch in Istanbul eine enge Beziehung mit der Gemeinde, wo sie seit der Entstehung eines Gemeinderates im Jahr 2001 die Kontaktperson zur Schwesterngemeinschaft war. Natürlich ergab sich daraus auch rasch eine aktive Mitarbeit in der Vinzenzgemeinschaft von St. Georg. Ein Ausgleich im vielfältigen Arbeiten stellte der liebevolle Einsatz für Haus und vor allem den Garten des Schwesternhauses auf der Insel Burgaz da.

Im vergangenen Jahr änderte eine unerwartete schwere Bluterkrankung ihr Leben schlagartig und sie musste ganz kurzfristig nach Österreich zurückkehren, wo sie den Großteil des vergangenen Jahres in der Intensivstation des Landeskrankenhauses Graz verbringen musste. Hier war ihr Weg gekennzeichnet von Hoffen und Bangen, immer aber auch getragen von einem großen Vertrauen auf Gott.

In ihrer Totenanzeige haben ihre Mitschwestern geschrieben: „Irdisch gesehen, hat sie den Kampf gegen die Krankheit verloren, im Glauben betrachtet, ist sie zu Gott heimgekehrt, der der Inhalt ihres Lebens war.“

 

Wenn man auf das Leben von Sr. Berlinde schaut, kommt einem ganz unwillkürlich eine andere große Frau ihrer Gemeinschaft ins Gedächtnis: Eine französische Mitschwester, Sr. Rosalie Rendu, hat im 19. Jahrhundert aufgezeigt, wie die weite Liebe des Vinzenz von Paul und der Luise von Marillac einfach ein ganzes Leben lang glaubwürdig verwirklicht wird.Das hatte damals dieser Frau auch in den Tagen des Alters und der Krankheit Kraft und Zuversicht gegeben.

Von Sr. Rosalie gibt es ein wunderschönes Wort, das all das zusammenfasst, was man über die Berufung einer Barmherzigen Schwester sagen kann:
Eine Barmherzige Schwester muss wie ein Meilenstein am Weg sein,
auf den jeder seine Last ablegen kann.

So blicken wir dankbar und verbunden im Gebet auf Sr. Berlinde und ihre vielen Jahre in St. Georg, aber auch in Mariazell und Wien zurück. Wir tun das mit vielen Menschen, die in diesen vielen Jahrzehnten von Sr. Berlinde einer Schwester des Vinzenz von Paul begegnet sind: Viele haben in diesen Jahren Sr. Berlinde auch als Meilenstein empfunden, auf dem sie zu Zeiten auch Lasten ablegen konnten, zuletzt aber auch als glaubende Frau, die ein eigentlich unbegreifliches Leiden am Ende eines erfüllten Lebens im Dienst an Armen, Kranken und Hilfsbedürftigen angenommen hat.

Todesanzeige