Eine Schule mit Zukunft

Zum Zwecke der Verwaltungsvereinfachung und Organisationsverbesserung wurden 1995 die Schulen zusammengelegt und wurde die Koedukation der Geschlechter eingeführt: Während früher zwischen Knaben- und Mädchenschule die Türen verschlossen waren, verbindet nunmehr eine breite Treppe die beiden Höfe der einen Schule. Schließlich haben ab 1996 auch die türkischen Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit zur Ablegung einer Reifeprüfung nach österreichischen Kriterien - ein neuer Höhepunkt der mehr als 110-jährigen Geschichte des St. Georgs-Kollegs. Die Bedeutung des Georgswerkes für die österreichische Lazaristengemeinschaft wird wohl auch durch die Tatsache unterstrichen, daß der im Jahre 1994 zum Provinzial der österreichischen Provinz ernannte Lazarist Franz Kangler sein Amt von Istanbul aus führt.

Neu ist in diesen Jahren die Einrichtung und Pflege eines Absolventenvereines und einer St. Georgs-Stiftung der Absolventen; sie sollen die Zusammengehörigkeit unter den Schülern und zwischen diesen und der Schule fördern. Der große Andrang bei Absolvententagen in Istanbul und Wien ("Strudeltag") hat die Berechtigung solcher Einrichtungen aufgezeigt.

Indessen hat sich auch die Kirchengemeinde St. Georg entwickelt: In den letzten Jahren hat sie vermehrt auch von außerhalb des Lehrerkreises Zulauf erhalten, und das entspricht ihrem grundsätzlich offenen Charakter. Von besonderer Bedeutung für die Gemeindearbeit ist das österreichische Säkularinstitut "Werk der Frohbotschaft", das die Seelsorgs- und caritative Arbeit durchführt oder unterstützt; zum Beispiel ist der stark frequentierte Osterbazar eine der wichtigen Aktivitäten von St. Georg geworden. Zusammengehalten wird die Gemeinde von den "St. Georgs-Nachrichten", die von der Leserschaft gut aufgenommenen werden. Schließlich verdient angemerkt zu werden, daß im Frühjahr 1995 die Kirche St. Georg unter der Leitung von Fritz Habegger erneut teilrenoviert wurde. Die ursprünglich offenen Fenster der Mittelkuppel wurden, da sie einmal vermauert worden waren, wieder geöffnet, eine neue Kirchenbeleuchtung wurde installiert und die Säulen wurden von Verputz und Farbe befreit; das große Kreuzigungsbild von Lehmden, zuvor im linken Seitenschiff untergebracht, wurde an die Altarwand gehängt, und überhaupt wurde die "Purifizierung" von 1963 ein wenig gemildert. Anton Lehmden, der Ausgestalter der Kirche, hat ein Mosaik mit drei Tauben entworfen, ein Dreifaltigkeitsmotiv, und Elio Marcaritto hat es in die Kuppel übertragen. Und der Kircheneingang wurde wieder dorthin verlegt, wo er schon einmal, nämlich 1784, "aus Sicherheitsgründen" gewesen war: zur Seitenpforte ...

 

Redigiert von Robert Gratzer

Verwendete Texte:

Franz Kangler CM: Die Kirche von St. Georg. Ein Abriß ihrer Geschichte; in: Österreichisches Sankt Georgskolleg 1882 - 1982, Festschrift zum hundertjährigen Bestehen, Istanbul 1982

Johann Muschik: Eine österreichische Kirche in Istanbul; in: Alte und moderne Kunst 87 - 7. B. 1963, Österreichischer Bundesverlag

Gerald Nitsche: St. Georg in neuem Glanz; in: St. Georgs-Blatt Aug./Sept. 1995

Ernest Raidl CM: 100 Jahre Österreichisches St. Georgskolleg, Istanbul, Ein Bericht; in: Österreichisches Sankt Georgskolleg 1882 - 1982, Festschrift zum hundertjährigen Bestehen, Istanbul 1982

Ernest Raidl CM: Unsere St. Georgskirche in Galata, Kirche des österreichischen Sankt Georgskollegs, in: Auf der Suche nach den Spuren der Vergangenheit, St. Georgskolleg Istanbul 1987