St. Georg wird Bischofskirche

1765 berichtet der Apostolische Vikar Pauli von einem Nachlassen der Tätigkeit der Bruderschaft für die Armenier. Ein Pater Venceslao berichtet in dieser Zeit, daß er hoffe, bald wieder in seine Mission nach Georgien zurückkehren zu können. Zu der Zeit diente St. Georg auch als Spital für französische Seeleute. Anfang der Achtziger-Jahre des 18. Jahrhunderts verkauften die Kapuziner die Kirche St. Georg um 32.000 Piaster an den apostolischen Vikar von Konstantinopel. Der Handel hat eine Vorgeschichte: Der Schwerpunkt der Arbeit der Kapuziner war, wie angeführt, nach Pera verlegt worden, und St. Georg hatte keine Einnahmen. Der apostolische Vikar, Erzbischof Francois Antoine Fracchia, aber war seit 1696 "heimatlos" gewesen: Damals war seine Kirche St. Francois abgebrannt, an deren Stelle aber eine Moschee errichtet worden, weshalb der Erzbischof von da an auf die Gastfreundschaft befreundeter Pfarren angewiesen gewesen war.

Vom 1. Jänner 1784 datiert ein Bericht des Erzbischofs Fracchia, in dem er diese seine neue Kirche beschreibt: Sie sei 20 Schritte lang und 14 Schritte breit, die Sakristei sei 23 Schritte lang und 4 Schritte breit und liege parallel zur Kirche. Auf dem Hochaltar sei ein Bild des Gekreuzigten, die Seitenaltäre seien dem heiligen Rochus und der Gottesmutter gewidmet, auch ein von Armeniern gestifteter Armeseelenaltar sei vorhanden. Aus Sicherheitsgründen, schreibt Erzbischof Fracchia 1784, sei das Haupttor der Kirche immer geschlossen, man trete durch eine Seitentüre ein ...

Anschließend schildert der Erzbischof das Kloster.

Als Fracchia 1795 starb, wurde er in St. Georg beigesetzt, ebenso wie sein Nachfolger Jules-Marie Pecori im Jahr 1796. Die darauffolgenden Jahre scheint die Kirche ihr Dasein als anscheinend wenig beliebte Immobilie gefristet zu haben: Nach Pecoris Tod wurde das Vikariat vorübergehend verwaltet, und erst 1799 wurde ein neuer Patrialvikar ernannt, Jean-Baptiste Fonton. Dieser aber verlegte das Vikariat 1802 nach Pera, in die Kirche Zur heiligen Dreifaltigkeit der ehemaligen österreichischen Gesandtschaft, und er trachtete St. Georg an die Armenier zu verkaufen; die lateinische Bevölkerung brachte das Geschäft aber zu Fall. Das Kloster von St. Georg vermietete Fonton an die französische Botschaft, die dort ein Militärspital einrichtete. Nun brannte die Kirche Zur heiligen Dreifaltigkeit aber 1831 ab, und Fontons inzwischen eingesetzter Nachfolger Coressi wollte nach St. Georg zurückkehren - was ihm jedoch verwehrt blieb, weil die Franzosen von ihren Rechten nicht zurücktraten. Somit hatte das Patriarchalvikariat Konstantinopel wieder keinen Sitz ...